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Der verborgene Schatz der Trauer

  • Autorenbild: Barbara Bretschneider
    Barbara Bretschneider
  • 27. Juni
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Juli

Vor kurzem hörte ich den Satz "Wir haben keine Kultur des Trauerns.“ Mich hat dieser Satz bewegt und zugleich erschreckt. Der Tod und das Sterben sind in unserer Gesellschaft immer noch Tabuthemen. Das prägt natürlich auch unseren Umgang mit dem Trauern - wie wir trauern (dürfen) oder das Trauern anderer würdigen (können). Trauer ist vor allem negativ besetzt oder gilt sogar als Schwäche - zum Beispiel wenn man "zu lange" trauert. Trauer löst Unbehagen und Berührungsängste aus. Viele können damit nicht gut umgehen. 


Trauern als selbstverständlich und wertvoll betrachten


Die Tabuisierung rührt vermutlich von unserer Angst vor dem eigenen Tod her. Unserem Vergehen. Unsere Urangst. Das heißt aber auch: wenn wir diese Angst auflösen könnten, könnten wir womöglich viel weniger angstvoll leben.

Ich habe mit diesen Ängsten lange gerungen bis ich mich mit ihnen wirklich auseinandersetzen konnte. Das war befreiend und hat mir mehr Gelassenheit und innere Ruhe gegeben. Zu akzeptieren, dass der Tod und Abschiede selbstverständlich zu unserem Leben dazu gehören. Und auch das Trauern.


Trauer ist keine Störung, die überwunden werden muss. Sie ist ein Ausdruck von Verbindung, von Liebe, von Menschlichkeit. Mit dem "Durchleben" der Trauer würdigen wir das Vergangene und lassen uns von vielen, auch existentiellen, Emotionen berühren. Das ist kein leichter Weg, aber ein klärender Prozess in unserer persönlichen Entwicklung und für unser Weiterkommen. Das ist wichtig, die Seele braucht das zum Heilen. Wir können dann loslassen und das Kommende umarmen. Wir schließen Frieden.


Jeder von uns hat seine ganz eigene Weise zu trauern. Es hilft der eigenen Intuition zu folgen, was uns gut tut oder wieviel Zeit (einige Wochen, das "Trauerjahr" oder länger...) und welchen Raum (in Gesellschaft, im Gespräch, im Rückzug, in Stille...) wir brauchen.


Vermeidung von Trauer versus Selbsterkenntnis 


Ich erlebe, dass Angst- und Trauergefühle oft verdrängt werden. Das geschieht häufig unbewusst und macht auch manchmal Sinn. Jedoch bleibt das Verdrängte ja latent bestehen. Es wird eben nur unter den Teppich gekehrt. Und Verdrängtes wiegt nicht selten schwerer als Gelebtes. So wird vermutet, dass rund 60 Prozent der Depressionen verdrängte Trauer oder nicht bewältigte Verlusterlebnisse als Ursache haben. 


Wenn ich also stattdessen bei einem Abschied oder Verlust meine traurigen Gefühle nicht wegdrücke, sondern sie zulasse und das was dabei in mir ausgelöst wird achtsam anschaue, kann das zwar schmerzvoll sein. Aber dieser Weg ist kostbar. Damit können wir uns dem Leben auf neue Weise öffnen. Ich bin davon überzeugt, dass erst dadurch eine echte Verarbeitung und letztlich ein erlösendes Loslassen möglich wird. Es ist eine Chance, innerlich zu reifen und eine tiefe Selbsterkenntnis zu erlangen. Die Lebenslust kommt zurück und damit auch die Kraft für mich und für andere.

Das heißt: Das Trauern nimmt nicht nur etwas, es gibt uns auch viel. Sogar Schönes.


Trauer fließen lassen und neue Perspektiven gewinnen


Ein Beispiel: meine Klientin hat viele Jahre ihren kranken Vater begleitet. Sie hat das sehr belastet. Sie ist mit dem schwindenden Leben des Vaters schwer klargekommen. Sie wollte nicht wahrhaben, dass er sich verändert und sich sein Zustand immer weiter verschlechtern wird. Nach dem Tod des Vaters war sie völlig erschöpft und fühlte sie sich leer und antriebslos. Sie wusste nicht weiter...

Unter der Schwere liegt oft der erste Lichtstrahl neuen Lebensmuts.
Unter der Schwere liegt oft der erste Lichtstrahl neuen Lebensmuts.

In dieser Phase kam sie in meine Beratung. Bei unserer Arbeit stellte sich heraus, dass bei ihr während der Begleitung ihres Vaters die panische Angst mitschwang, dass er sterben könnte. Und dass sie selbst "die Nächste" sein wird. Vor lauter Angst hatte sie gehofft, dass er wieder der Alte wird. Im Laufe unserer Beratungstermine hat sie immer mehr akzeptieren und würdigen können, dass ihr Vater gehen durfte. Ich erlebte sie immer befreiter und entspannter. Sie konnte liebevoll Abschied nehmen und wieder nach vorne schauen.


Eine wunderbare Entwicklung, wie die durchlebte Trauer uns reifen lässt, daraus Stärke hervorgeht und neue Perspektiven erwachsen.


Es ist ein Prozess. Trauern heißt fühlen - loslassen - leben


Der Tod eines nahestehenden Menschen löst eine Welle intensiver Gefühle aus – Schmerz, Verwirrung, Verzweiflung und auch Schuld oder Scham. Doch nicht nur der Tod macht uns traurig. Auch andere Abschiede wie zum Beispiel das Ende einer Beziehung, das Loslassen von Träumen und unerfüllten Sehnsüchten oder Entscheidungen, die uns hadern lassen – all das kann Trauer hervorrufen. Gleichzeitig verlangt das Leben, dass wir weitermachen, funktionieren. Da findet Trauer oft wenig Platz. 


Wie sich Sie begleiten kann?


Wo auch immer Sie sich in Ihrer Trauer oder einem Abschied befinden – ich begleite Sie dabei. Ich biete Ihnen Raum für all das, was Sie bewegt, und begleite Sie dabei Klarheit, Kraft und Orientierung für das, was vor Ihnen liegt zu finden. Manchmal brauchen wir keine Ratschläge, keine Lösungen – sondern einfach jemanden, der uns wahrnimmt und uns erlaubt, genau so zu sein, wie wir sind.


Wenn Sie Halt suchen und sich in der veränderten Realität nicht zurechtfinden. Wenn Ihre Gefühle Sie überwältigen und Sie das Gefühl haben, niemandem damit zur Last fallen zu können. Wenn der Verlust so viele Veränderungen mit sich gebracht hat, dass Sie nicht wissen, wie Sie damit umgehen sollen. Oder wenn in Ihnen der Wunsch wächst, neue Perspektiven zu entdecken und Schritt für Schritt Ihren Weg weiterzugehen oder einen neuen zu finden...


... dann nehmen Sie gern Kontakt zu mir auf.


Mehr über mich und meine Arbeit finden Sie hier.


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