Die magischen Wendepunkte am Jahresende
Mich interessieren ja Wendepunkte.
Die Nacht vom 21. Dezember ist ein wichtiger. Die Wintersonnenwende. Die Nacht, von der an die Tage langsam wieder länger werden und das Licht langsam zu uns zurückkehrt.
Ich mag die Dezember(wende)zeit. Sie hat für mich etwas Magisches, auch Melancholisches. Diese Wochen mit Kerzen, Oratorien, Lichterschmuck und Sternen. Die Sonne macht eine Wende. Zu Weihnachten steht fast alles still. Die Rauhnächte beginnen. Das alte Jahr verabschiedet sich, und ein Neues fängt an.
Viele Momente der Rückschau, der Bewegung und des Neubeginns. Wir können uns von ihnen berühren und inspirieren lassen. Sie betrachten als Einladung zum Innehalten und zur Ruhe kommen, um unser Inneres zu klären.
Das braucht es zwischendurch, um heil und gesund zu bleiben. Und auch: um Loszulassen. Denn wenn wir Altes hinter uns lassen, können wir auch "leichter" weiter ziehen, unseren eigenen Weg ausbauen und Neues angehen.
Innehalten? Nicht immer einfach
Wir wünschen uns und Anderen zum Jahresende eine besinnliche Zeit.. Mal eine Weile aus dem Alltag, Hamsterrad und Erwartungsdruck aussteigen. Das Tempo drosseln. Klingt sehr schön, gelingt uns aber oft nicht. Viele drehen ja gerade vor und über Weihnachten nochmal richtig auf und geraten in (selbst gemachten) Hochdruck.
Das ist dann eher besinnungs-los...
Die Macht der Rituale
Ich höre immer wieder von Klienten und erlebe es selbst, dass uns bestimmte Rituale helfen beim Innehalten. Ich mag Rituale, sie haben etwas Kraft gebendes.
Wir nehmen uns eine Auszeit, wir tauchen ab, wir halten an. Jeder auf seine Weise. Wir lesen ein Buch, das schon lange neben unserem Bett liegt. Wir gehen in die Stille. Wir wechseln Tapeten oder reisen - auch mal um den halben Globus - um gemeinsam mit Familie oder Freunden Rituale zu zelebrieren.
Wir tun das aus einem inneren Bedürfnis heraus. Es ist für uns wichtig.
Nährende Rituale geben Halt, Geborgenheit, Sicherheit und Trost. Sie verbinden Menschen. Mit Ritualen können wir Geben und Liebe zeigen (anderen oder uns selbst). Seelenbalsam.
Ein Ritual wirkt wie ein festigender Anker. Er gibt uns Stabilität und Erdung.
Daraus erwächst unsere Zuversicht. Sie lässt uns mutig werden, Altes loszulassen und Veränderungen zu wagen.
Rituale wie Familienweihnachten können auch gnadenlos sein. Menschliche Beziehungen sind eben nicht immer „heil“ und nährend. Ritualisierte Feste können auch belasten, Verdrängtes hochkommen lassen oder traurig machen.
Und das gehört zu unserem Leben dazu.
Schaffung eigener Rituale als (Kraft)Quelle für Neues
Das Schöne ist: Wir können uns selbst unsere Rituale schaffen, die uns wohltuen.
Immer.
Auch ganz kleine, einfache.
Eine Kerze anzünden, deren Leuchten uns innehalten lässt.
Im Wald dem Rauschen der Bäume oder dem leisen Knacken ihrer Äste lauschen.
Einen geliebten Menschen umarmen.
.. dann steht für einen Moment die Welt still und ist ganz friedlich.
Das ist Innehalten und Verbundensein. Weil wir es ganz bewusst tun. Liebevoll mit uns selbst sind.
Vielleicht ist das die Kunst!
Wir kreieren eigene neue Rituale oder verändern alte, allein oder gemeinsam mit anderen. Wir erschaffen uns unsere Rituale so, dass sie (uns) heilen, Kraft und Vertrauen geben. Uns mit uns selbst und mit anderen verbinden.
Der Jahreswechsel ist dafür ein wunderbarer Zeitpunkt.
Was bedeutet er uns? Ich fühle immer etwas von Abschied und gleichzeitig Aufbruchstimmung. Neues liegt in der Luft. Ein Wendepunkt.
Mein "Loslass-Ritual" zum Ende des Jahres ist seit einigen Jahren dieses: Ich gehe einen schönen Spazierweg. Losgehen und Gedanken fließen lassen
Welche Begegnungen und Menschen haben mich berührt und bewegt in diesem Jahr:
Welche Erfahrungen haben mich inspiriert oder mich etwas Entscheidendes gelehrt.
Was davon will ich "mitnehmen" und weiter vertiefen im nächsten Jahr.
Wovon möchte ich Abschied nehmen, was loslassen.
Welche Vision habe ich für das Neue Jahr, wo möchte ich in einem Jahr stehen.
... über diese Fragen nachzudenken hat für mich eine erstaunlich klärende Wirkung: Was wirklich wichtig ist und worauf ich ab jetzt meinen Fokus richten möchte.
Hier liegt das Geschenk und die große Chance dieser „heiligen" Zeit jetzt: Im bewussten dankbaren Abschied nehmen vom alten Jahr können wir gleichzeitig eine sehr kostbare Quelle für Neues entdecken.
Und dann mit Elan und voller Zuversicht in das Neue Jahr einlaufen...