Multikrisenzeit. Es passiert sehr viel um uns herum. Viele Ängste, Sorgen und auch Leid erreichen uns durch die (sozialen) Medien sofort, immer und direkt. Das hat manchmal was Unerträgliches, ja fast Monströses. Ich möchte wissen was passiert in der Welt. Muss aber auch aufpassen, dass es mich nicht vereinnahmt oder gar verrückt macht. Zumal meine Reizschwelle eher niedrig ist und ich kein so dickes Fell habe. So lerne ich gerade noch mehr zu selektieren, wie oft ich Nachrichten aufnehmen möchte.. oder es eben lasse. Ich glaube Überkonsum kann uns innerlich aussaugen, ängstigen, abstumpfen lassen und auch krank machen.
Eigene Kraftquellen als Schatz in Krisenzeiten
Es ist heilsam zu entdecken, wie ich in solchen Zeiten innehalten und abschalten kann. Meine Grenzen erkenne und an meine Kraftquellen komme.
Gut für sich selbst sorgen, mit der eigenen Kraft achtsam umgehen. Das ist wichtig, um körperlich und seelisch stabil zu bleiben. Nur so sind wir gut gewappnet. Es fällt uns viel leichter, die vielen Herausforderungen zu meistern, Veränderungen zu wagen und einfach zu machen. Auch mal Fehler, aus denen wir ja nur lernen können. Und nur dann können wir auch geben, lieben und inspirieren in unseren kleinen Mikrokosmen von Familie und Freunden, bei unserer Arbeit.. Und im besten Fall auch darüber hinaus noch echt etwas bewirken.
Natur "beseelt"
Bei mir wirkt die Begegnung mit der Natur Wunder. Sie erdet mich, zumindest für den Moment. Ich kann auftanken. In einem meiner aktuellen Lieblingsbücher „Lieben“ schreibt Jens Corssen, dass die Natur beseelt (schönes Wort!) und wir uns in ihr emotional stabilisieren können. „Die Natur ist inspirierend. Das Zusammenspiel aus frischer Luft, wohltuenden Farben fürs Auge und einer angenehmen, reduzierten und zugleich lebendigen Geräuschkulisse üben eine beruhigende Wirkung auf unsere Gemütsverfassung aus".
Was mir Kraft gibt: Inspirierende Impressionen einfangen
Ich gehe viel spazieren. Vor einiger Zeit hatte ich diesen Impuls, auf meinen Wegen Impressionen wie kleine Geschenke zu sammeln. Und sie zu fotografieren. Einfache Momente, die ich schön, berührend oder ermutigend finde. Es tut mir gut. Auch sie zu teilen, weil ich damit Andere inspirieren kann. Als hätte sich mein (Unter)Bewusstsein inzwischen auf das Entdecken von schönen Bildern eingestellt.. begegnen sie mir wie von selbst. Sogar auf dem Weg zum Supermarkt oder zum Zahnarzt. Oder wenn ich zwischendurch den Kopf von meinem Laptop hebe und aus dem Fenster in den Himmel blicke, wo sich kunstvolle Wolkenbilder abspielen.
Das ist eine meiner Kraftquellen.
Goldplättchen sammeln
Es geht darum unsere Aufmerksamkeit auf das Positive zu lenken. Das kann auch in Krisenzeiten gelingen. Eine Freundin hat das "Goldplättchen sammeln" genannt. So kann man sich beispielsweise jeden Abend aufschreiben welche drei schönen Augenblicke es heute gab. Und wenn es das Lächeln eines Menschen im Vorbeigehen ist, das Vogelzwitschern auf dem Weg zur Arbeit, der Duft eines guten Kaffees, ein kurzes digitales "ich denke an Dich"-Zeichen von einem Freund. Jeder dieser Momente ist ein Goldplättchen. Sammeln. Sind alles kleine Anker, die Kraft geben. Wenn man das einige Zeit macht kommt eine Menge Gold zusammen.
Ich begegne bei meiner Arbeit immer wieder Menschen in Krisensituationen, die auf meine Frage was ihnen gut tut im ersten Moment keine Antwort haben. Sie spüren es nicht richtig. Sie haben bisher nicht entdeckt was alles ihnen Kraft geben kann. Mir macht es große Freude sie dabei zu begleiten, diese Quellen bei sich aufzuspüren. Denn sie sind da, immer. Und ein riesiger Schatz.